Belastungen in der Welt und Reagieren darauf: Freigeistige Welt 2/2023 erschienen
Kein Wesen kann und will zugleich jeglichen Schmerz abwenden, denn es gibt Schmerz. Kein Wesen kann gewesenen Schmerz abändern, denn die Vergangenheit steht fest. Zentral in der philosophischen Lehre vom Seienden sind für Dr. Joachim Kahl diese Schlussfolgerungen aus Erfahrungstatsachen.
In seinem Aufsatz „Betrachtungen zur Begründung des Atheismus” würdigt er Epikurs erstmalige derartige Argumentation dreihundert Jahre vor Abfassung der urchristlichen Textsammlung und entsprechende Verdeutlichungen durch Georg und Ludwig Büchner im 19. Jahrhundert. Kahls Text ist Teil der Ausgabe für das 2. Vierteljahr 2023 der Zeitschrift „Unsere freigeistige Welt”, die der Bund für Geistesfreiheit (bfg) Kulmbach/Bayreuth herausgibt. Über den Hyperlink unten kann sie heruntergeladen werden.
Wie eine Konkretisierung der Ausführungen über die Unvollkommenheit der Welt stehen Wahrnehmungen da, von denen ausgehend Dr. Wolfgang Proske eine Perspektive des bfg als Forum für die nach-theistische, säkulare und ideologiefreie Zukunft entwickelt.
Im Einzelnen sieht er Belastungen für das soziale System hinsichtlich äußerer Sicherheit, bei den klimaabhängigen Lebensgrundlagen, in Form einer aggressiven Pandemie und dagegen abgewogener Infektionsschutz-Maßnahmen, infolge wirtschaftlicher Auseinanderentwicklungen, verbunden mit Flucht und Vertreibung, durch Verrohung auf digitalen Plattformen und Diensten sowie in Gestalt gekürzter Wertebildung.
Von einer rationalen Analyse bis hin zu einer humanen Antwort komme es in diesen Zusammenhängen darauf an freigeistige Werte abzubilden und so auch Menschen zu erreichen. Dafür müssten die Werte verankert sein, reflektiert, in einer Wertordnung gewichtet und zueinander in Bezug gesetzt. Notwendig sei dementsprechend auch verbandsinterne Bildungsarbeit.
Um anthropologische, regionalgeschichtliche, religionskundliche und literarische Bildung geht es bereits in weiteren Teilen der neuen Freigeistigen Welt. So laden bfg Fürth, Giordano-Bruno-Stiftung München und bfg München anlässlich des Evolutionstages am 19.5. zur Befassung mit der belebten Welt und vor allem deren Entstehung durch „Zufall und Notwendigkeit” ein. Für ein vom bfg Regensburg angeregtes Denkmal der 1930 entlassenen, zwangsbehandelten und zu Tode gekommenen freigeistigen Lehrerin Elly Maldaque kann noch gespendet werden, gerade bei einem Bezug durch eine eigene Lehrtätigkeit.
Heinz Gremer reagiert auf eine Gesprächssendung im Bayerischen Rundfunk, befremdet über das Ausmaß menschlicher Trostbedürftigkeit in den Augen von Vertretern der Amtskirche und beherzt mit einem Vorstoß für eine eigene atheistische Studienrichtung, eine mit Einsatz für das, was das Leben lebenswert macht, statt Vertröstung. Damit schließt er den Kreis zu den bekannten Strophen aus Heinrich Heines „Deutschland. Ein Wintermärchen” auf der Titelseite, in denen dieser „[e]in neues Lied, ein besseres Lied” von hoher Lebensqualität für jeden skizziert.